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11.11.2024

Ist es die Mühe wert?

Carole Eggenberger ist seit ihrer Kindheit mit der Entwicklungszusammenarbeit vertraut. Sie war mehrere Jahre für das IKRK und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes tätig und kennt die grossen Herausforderungen im Globalen Süden. Deshalb ist sie davon überzeugt – heute mehr denn je – dass der solidarische Austausch vor Ort nicht nur wichtig ist, sondern wirklich etwas verändert. 

Carole Eggenberger hat sich schon immer für die Entwicklungszusammenarbeit engagiert

„Meine Kindheit, das ist Kamerun“. Die in Bern lebende Welschschweizerin wuchs in Kamerun auf und erinnert sich gerne an diese Zeit. Ihr Vater, ein Pfarrer aus dem Waadtland, lehrte an der Universität von Yaoundé Theologie. Unterdessen war sie bereits weltweit beruflich tätig. 2018 ging die Ökonomin, die ihre Karriere bei der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes) beendet hatte, in Rente. Fast zufällig kreuzte sich der Weg von Carole Eggenberger mit dem von Comundo. Da sie sich auf die kommende freie Zeit freute, dachte sie daran, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Comundo suchte damals Leute für Übersetzungen“, erinnert sie sich. Kurz darauf wurden ihre sprachlichen Fähigkeiten im Büro in Freiburg sehr geschätzt. Im Gespräch verrät sie uns, wie sie heute die Entwicklungszusammenarbeit einschätzt und was sie über die Projekte von Comundo denkt:

 

Frau Eggenberger, sie haben einiges an Fachwissen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Wie haben Sie bei Ihren Besuchen vor Ort die von Comundo unterstützten Projekte wahrgenommen?

Man hat immer einen anderen Blick als jemand, der nicht aus dem Fachbereich kommt, das ist sicher. Man weiß, wie viel Zeit die Umsetzung eines Projekts in Anspruch nimmt und welche Energie und Kosten nötig sind. Wenn ich die Texte übersetzte, las mein Mann, der ebenfalls in diesem Bereich tätig ist, die Texte auf Deutsch. So kam der Wunsch auf, sich Comundo anzunähern und mehr über die Menschen und Programme zu erfahren. Wir sind sehr neugierig! Es ist interessant zu sehen, wie sich die Gemeinschaften die Projekte aneignen und wie sie den Begünstigten zugutekommen. Lohnt sich das? Ich muss keine astronomischen Zahlen sehen, aber es muss Sinn in dem stecken, was getan wird. Unsere Reise nach Peru hat mir gezeigt, dass Comundo seine Mission erfüllt und großartige Arbeit leistet.

Wie beurteilen Sie die Arbeit der Comundo-Fachleute vor Ort?

Mit diesem intensiven Austausch von Personen (PEZA auf Deutsch) ist man sehr nah bei den Men-schen. Ich weiß das auch aus mehreren Jahren in meinen Missionen für das IKRK: Man sollte nicht erwarten, Tausende Leben retten zu wollen. Aber zu sehen, dass sich zum Beispiel eine Gruppe älterer Menschen einmal im Monat trifft, um sich auszutauschen und zu unterstützen, das ist wertvoll. Alle Ebenen der Entwicklungszusammenarbeit sind notwendig, doch die Fachleute leisten mit sehr wenig finanziellen Mitteln Essentielles. 

Wirkt die Arbeit der Comundo-Fachleute manchmal nicht als eine Art der Kontrolle?

Ein bisschen… vielleicht, und es hat keinen Sinn, das zu leugnen. In dem Maße, in dem Geldgeber und Institutionen Berichte und Rückmeldungen benötigen. So kann es für manche beruhigend sein. Aber das Hauptziel ist es, die Menschen vor Ort zu unterstützen, auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen: vor Ort zu sein ist der beste Weg, die Gegebenheiten zu verstehen.

Glauben Sie nach all Ihren Erfahrungen immer noch an Solidarität und Unterstützung, oder fragen Sie sich manchmal „Wozu das Ganze?“

Die Frage ist berechtigt, und ich stelle sie mir manchmal. Aber wir glauben immer noch daran, auch wenn es oft frustrierend ist. Denn die Fortschritte sind schwerfällig und viele Faktoren liegen nicht in unserer Hand. Doch es ist befriedigend zu sehen, dass Menschen es schaffen, sich auf verschiedenen Ebenen zu behaupten, zur Schule zu gehen und sich zu verteidigen. Trotz eines Gefühls der Machtlosigkeit gibt es immer etwas Positives!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Übersetzt aus dem Französischen; Redaktion: Daniel Scherrer