Ein Wechselbad der Gefühle
Neues Personal einzustellen ohne genau zu wissen, wann dieses seine Arbeit aufnehmen kann, gilt wohl als Alptraum jeder HR-Abteilung. Wie Comundo im Rahmen der Rekrutierung neuer Fachleute mit der veränderten Krisensituation umgeht und welche Chancen sich plötzlich bieten, erzählt uns Theres Höchli, Rekrutierungsbeauftragte bei Comundo.
Wie fühlte sich eine Rekrutierungsbeauftragte im Jahr 2020, wenn sie nicht weiss, wann neue Fachleute überhaupt ihren Einsatz starten können.
Höchli: Ich würde sagen, das 2020 war ein Wechselbad der Gefühle. Die Situation im vergangenen Jahr war für unser ganzes Team sehr herausfordernd. Tatsächlich konnten wir zu Beginn der Pandemie nicht abschätzen, wann unsere neuen Fachleute ihre Einsätze starten können. Diese Unsicherheit besteht ja bis heute.
Das Arbeitsleben hat sich seit dem Ausbruch der Krise in vielen Bereichen geändert. Worin bestehen die grössten Veränderungen in deinem Arbeitsbereich?
Höchli: Was am meisten spürbar ist, sind die fehlenden direkten Begegnungen mit anderen Arbeitskolleginnen und -kollegen oder bei den Bewerbungsgesprächen, die jetzt ausschliesslich virtuell stattfinden.
Es scheint, als hätte auch bei Comundo die Digitalisierung heute einen anderen Stellenwert als noch vor einem Jahr?
Höchli: Dies ist definitiv so. Auch Comundo ist im letzten Jahr beschleunigt im digitalen Zeitalter angekommen. Nicht nur, dass alle unsere internen Projekte jetzt mehrheitlich über Microsoft Teams koordiniert werden; neben virtuellen Bewerbungsgesprächen über Zoom verlagerten wir auch unsere physischen Informationsveranstaltungen erstmals ins Netz. Wir streamten die Veranstaltung zuerst via Youtube, aktuell führen wir sie via Zoom durch. Wir planen ausserdem, ein Assessment vollständig online durchzuführen.
Was am meisten spürbar ist, sind die fehlenden direkten Begegnungen mit anderen Arbeitskolleginnen und -kollegen. Theres Höchli
Mit dem virtuellen Assessment hast du es angesprochen. Gibt es andere Beispiele dafür, wie sich die Ausbildung der Fachleute seit dem Ausbruch der Pandemie verändert hat?
Höchli: Neue Fachleute absolvieren während ihrer Vorbereitung jeweils einen mehrwöchigen Kurs, der von Comundo mit Expertinnen und Experten durchgeführt wird. Durch die veränderten Bedingungen im letzten Jahr, führten wir im November erstmals auch eine virtuelle Kurswoche durch. Die Erfahrungen waren mehrheitlich positiv. Und die neue Situation hat uns auch zum Weiterdenken bewegt: Beispielsweise, wie wir die Kompetenzen von Fachleuten im Einsatz mittels Webinaren fördern könnten.
Und dennoch, das Wertvollste an der Personellen Entwicklungszusammenarbeit ist und bleibt doch der persönliche Austausch; und dieser beginnt ja bereits in der Rekrutierung und Ausbildung?
Höchli: Selbstverständlich. Insbesondere in der Vorbereitung neuer Fachleute ist der Austausch mit Gleichgesinnten, die informellen Gespräche beim Mittagessen oder dem Feierabendbier wichtig, um sich auf den mehrjährigen Einsatz mental umfassend vorzubereiten. Unsere virtuellen Austauschmöglichkeiten können dies nicht ersetzen.
Und wie beurteilst du dies beim Bewerbungsverfahren? Ist das persönliche Treffen, Kennenlernen und Einschätzen von potentiellen Fachleuten nicht elementar, um optimale neue Berufsleute rekrutieren zu können?
Höchli: Selbstverständlich möchte ich auch in Zukunft auf keinen Fall vollständig auf den direkten Kontakt verzichten müssen. Wir streben nicht an, alles in die virtuelle Welt zu verschieben. Das oberste Ziel soll sein, die digitalen Möglichkeiten dort zu nutzen, wo es sinnvoll ist. Und in Zeiten wie diesen kann es für laufende Prozesse notwendig wie sinnvoll sein, die Digitalisierung bei Bewerbungen und Assessment einzusetzen.
Wie gehen neue Fachleute mit dieser veränderten Situation um, insbesondere wenn Ungewissheit herrscht über ihre Ausreise/ihr Start im Einsatzland wegen der Krise?
Höchli: Glücklicherweise konnten die meisten Fachleute aus dem letzten Vorbereitungskurs unterdessen ausreisen oder stehen kurz davor. Doch leider gibt es tatsächlich auch Fälle von angehenden Fachleuten, die schon lange auf ihre Ausreise warten und immer noch mit der Ungewissheit leben müssen, ob und wie es nun weitergeht. Dies ist auf Dauer sehr belastend, da diese Personen in einer emotionalen Zwischenwelt leben und nicht planen können.
Man könnte denken, mit dem Ausbruch der Krise sehnen sich die Leute wieder nach mehr Sicherheit und Gewissheit; also alles andere, als was ich in einem Einsatz antreffe. Bewerben sich überhaupt noch Leute für Einsätze?
Höchli: Dies könnte man meinen, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Im ersten Lockdown im Frühling 2020 haben wir sehr viele Anfragen von Interessenten erhalten, die ihren Lebenslauf einer Prüfung hinsichtlich eines Einsatzes unterziehen wollten. Über die Gründe kann ich nur mutmassen. Vielleicht hatten die Leute plötzlich mehr Zeit sich zu überlegen, was ihre grossen Wünsche und Träume im Leben sind und ob sie noch einen Sinn in ihrer aktuellen Tätigkeit sehen. Auch heute, ein Jahr danach und mit der Erkenntnis, dass die Pandemie kein kurzfristiges Phänomen ist, erhalten wir viele Bewerbungen von mutigen und kompetenten Personen.
Noch zum Schluss: Die neuen digitalen Möglichkeiten können auch Chancen bieten; worin siehst du diese für deinen Bereich?
Höchli: Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich die Flexibilisierung der Rekrutierung. Interessierte haben nun die Möglichkeit, unabhängiger von Zeit und Ort in unser Bewerbungsverfahren einsteigen zu können. Beispielsweise erlauben virtuelle Informationsveranstaltungen auch Personen aus dem Ausland daran teilzunehmen. Sie müssen hierzu nicht mehr persönlich nach Luzern anreisen. Ebenso bietet die Digitalisierung bei Themen wie Kompetenzerwerb oder Personalentwicklung während eines Einsatzes vermehrt neue Möglichkeiten, die wir angehen wollen.
Interessiert an einem Ausland-Einsatz?
Nehmen Sie an unserem Info-Anlass teil und erfahren Sie mehr über die Einsatzmöglichkeiten und Rahmenbedingungen. Wir freuen uns, Sie kennenzulernen!
Kontakt
Theres Höchli
Gewinnung und Ausbildung von Fachleuten
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