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Me escuchas? Hörst du mich?

Das telefonische Erste-Hilfe-Angebot Te escucho war ein Highlight im Einsatz von Hannah Lina Schütz: Es zeigte mitten im Lockdown, wie die enge Zusammenarbeit im Landesprogramm Bolivien fruchtet. Auch nach ihrer Rückkehr in die Schweiz will sie sich für soziale Gerechtigkeit engagieren.

Team-Building mit dem Personal des regionalen Frauenhauses: Hannah Lina (rechts im Bild) vermittelt  den Teilnehmenden Techniken der Intervision, Körperarbeit und der Emotionalen Intelligenz.
Team-Building mit dem Personal des regionalen Frauenhauses: Hannah Lina (rechts im Bild) vermittelt den Teilnehmenden Techniken der Intervision, Körperarbeit und der Emotionalen Intelligenz.

«Te escucho»: Ich höre dich oder ich höre dir zu. Wenn ich Gewalt erfahre, brauche ich beides, erstens, dass meine Not wahrgenommen wird und zweitens, dass sich mir jemand annimmt.


Das Erste-Hilfe-Angebot Te escucho, das Hannah Lina mitentwickelt und entscheidend koordiniert hat, leistet, was es verspricht: Mehr als 100 freiwillige Psychologinnen und Psychologen aus ganz Bolivien sind rund um die Uhr telefonisch erreichbar.


Sie können Gewaltbetroffene für weitere, schnelle und kostenlose therapeutische, psychiatrische oder juristische Begleitung an professionelle Stellen überweisen.

Langjährige Zusammenarbeit zahlt sich aus

Die Lateinamerika- und Genderspezialistin Hannah Lina sieht das Projekt als Resultat der langjährigen Vernetzungsarbeit verschiedenster internationaler und nationaler Fachleute und deren Partnerorganisationen. Dank der bestehenden Beziehungen konnten innert Kürze genügend qualifizierte Personen mobilisiert werden, die allein in den ersten drei Monaten über 300 Fälle betreuten – darunter viele Gewaltfälle, die sonst teilweise noch länger unentdeckt geblieben wären.

Während ihres vierjährigen Einsatzes mit Comundo arbeitete Hannah Lina Schütz in zwei Städten. In Potosí unterstützte sie neben der Stadtregierung die NGO CEPROMIN; in Cochabamba neben der Regionalregierung die NGO Infante. Bei den staatlichen Stellen erlebte sie hautnah mit, wie Sozialpolitik gemacht und Strategien zur Gewaltbekämpfung erarbeitet und umgesetzt wurden.

Gemeinsam mit anderen Comundo-Fachleuten organisierte sie unzählige Aus- und Weiterbildungen. Die teilnehmenden Sozialarbeiterinnen, Juristen, Polizistinnen und Dozenten stammten aus zahlreichen weiteren Partnerorganisationen und interessierten Stellen in ganz Bolivien. Das Ziel bestand stets darin, dass diese ihre Klientinnen und Klienten besser betreuen können. Aber nicht nur – Hannah Lina beobachtete, dass auch die Workshop-Teilnehmenden selbst direkt von der Sensibilisierungsarbeit profitieren, weil viele von ihnen im eigenen Umfeld schon Gewaltsituationen erlebt hatten. So können sie nicht nur im Beruf, sondern auch persönlich auf die Methoden und Selbsthilfestrategien zurückgreifen. 

Soziale Gerechtigkeit auch in der Schweiz Thema

Der intensive persönliche Austausch mit den Menschen in Bolivien habe ihren Blick geschärft für Diskriminierungsmechanismen, die nicht nur von der Genderkategorie bestimmt sind, sondern auch andere Lebensaspekte wie Religion, ethnische Zugehörigkeit und Alter reinspielen.


Beeindruckt von der aktiven Zivilgesellschaft in Lateinamerika, die gegen die vielen Formen der Gewalt ankämpft, will sich Hannah Lina auch in Zukunft für Chancengleichheit, Interkulturalität und Sozialpolitik engagieren.


Denn auch in der Schweiz gibt es noch Luft nach oben. Die dazugehörigen Fragen sind hier nicht minder brisant.
 

Publiziert im September 2021

Hannah Lina Schütz


 

Die Fachfrau für Lateinamerikastudien und Gender trug in ihrem Einsatz von 2017 bis 2021 dazu bei, gewaltbetroffenen Kindern, Jugendlichen und Frauen eine bessere Betreuung zu ermöglichen und künftiger Gewalt vorzubeugen.

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