«Ich bin stolz, was wir zusammen geschafft haben!»
Vor drei Jahren erfüllten sich Graziella und Lukas Küttel einen Lebenstraum und wagten mit ihren drei Töchtern den Schritt in einen Entwicklungseinsatz in Sambia. Nun sind sie wieder zurück in Zug. Wie hat diese Erfahrung sie geprägt und was konnten sie erreichen?
Sensibilisierung in den Slums von Lusaka
«Es war eine einzigartige Erfahrung, mal für längere Zeit in einem anderen Kontext zu leben und zu arbeiten und unseren Horizont zu erweitern», sind sich Graziella und Lukas Küttel einig. Wieso hatten sie sich damals vor drei Jahren für diesen Einsatz entschieden? «Wir hatten eine Familie gegründet, gute Jobs und eigentlich alles, was wir uns wünschten. Da stellten wir uns immer mehr die Sinnfrage und beschlossen, etwas an benachteiligte Menschen zurückgeben zu wollen.»
So kam es, dass sich Graziella als Organisationsentwicklerin für Circus Zambia in der Hauptstadt Lusaka engagierte – eine Partnerorganisation von Comundo, welche die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen fördert. «Wir führten verschiedene Sensibilisierungsprojekte durch, etwa in Bezug auf Frauenrechte, an deren Ende jeweils eine Zirkusaufführung stand», berichtet Graziella.
Mit Tanz und Akrobatik für Frauenrechte
Video produziert im März 2021
«Ich bin stolz, was wir gemeinsam geschaffen haben. Wir durften wachsen und haben professionellere Strukturen aufgebaut. Davon profitieren insbesondere die Jugendlichen, denn auch die Trainingsprogramme und Entwicklungsmöglichkeiten sind heute optimiert. Sie lernen ihre Stärken kennen, entwickeln ihre Potentiale und machen die Erfahrung, gemeinsam etwas bewirken zu können.»
Graziella Küttel
«Nach Corona fand ich meinen Platz»
Lukas Küttel unterstützte die Organisation Restless Development, die eng mit Bildungsinstitutionen zusammenarbeitet und Jugendliche befähigt, für ihre Rechte einzustehen und gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen:
«Ich konnte in meiner begrenzten Zeit viele Inputs geben und empfinde tiefe Dankbarkeit für die tollen Begegnungen und Diskussionen. Obwohl die Integration anfangs etwas schwierig war, weil ich wegen Corona nur von zu Hause arbeiten konnte, fand ich danach meinen Platz und konnte einiges mitbewegen.»
Lukas Küttel
Mit mehr Offenheit und Toleranz durchs Leben
Seit ihrer Kindheit hätten sie nicht mehr so spontan gelebt wie in Sambia, berichten Graziella und Lukas: «Für unser privates Leben brauchten wir nicht mal einen Kalender. Auch an der Gelassenheit, Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit der Leute in Sambia haben wir uns erfreut. Sie gehen sehr respektvoll und tolerant miteinander um. Diese offene Haltung und die Gelassenheit möchten wir mitnehmen für unser weiteres Leben und können hoffentlich auch andere damit anstecken. An was wir uns hingegen nie wirklich gewöhnten, ist die sambische Zeit. Die Menschen kommen, wenn sie halt kommen, die Zeit hat keine grosse Bedeutung.»
Heute sind Graziella und Lukas zudem kritischer eingestellt in Bezug auf gewisse Formen der Entwicklungszusammenarbeit. Zu sehen, dass diese in Sambia eine riesige Industrie ist, die Menschen aus dem Globalen Norden zu Reichtum verhilft, habe sie oft geschockt: « Wir waren als Einsatzleistende von Comundo in lokale Projekte eingebettet. Mit unseren Löhnen lebten wir gut, aber bescheiden. Der Ansatz der Personellen Entwicklungszusammenarbeit basiert auf den Bedürfnissen der begünstigten Personen, anstatt ihnen Ideen von aussen überstülpen zu wollen.» Neben Fachleuten aus der Schweiz und Deutschland arbeitet Comundo auch mit qualifizierten lokalen Fachleuten, um Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und alten Menschen zu verbessern.
Von Graziella und Lukas Küttel | 29. Juli 2022
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