Bildung als Schlüssel zu gerechteren Verhältnissen
Das namibische Bildungswesen will möglichst allen Kindern eine solide Schulbildung ermöglichen. Dafür braucht es einen gezielten Einsatz der ohnehin knappen Finanzmittel. Dabei leistet Anna Hartmann mit ihrem Business-Knowhow Unterstützung. Nach Verzögerungen durch die Corona-Pandemie konnte sie ihren Einsatz endlich starten.
Seit 2009 habe ich eine besondere Verbindung zu Afrika, diesem unglaublich spannenden, farben- und lebensfrohen Kontinent mit seinen Herausforderungen und Ungleichheiten. Damals – ich war gerade mal 22 Jahre alt – absolvierte ich nach Abschluss meines Tourismus-Studiums ein sechsmonatiges Praktikum in einem Guesthouse in Kapstadt. Noch ahnte ich nicht, dass mich dieser Aufenthalt nachhaltig prägen und meine Sicht auf die Welt verändern würde.
Wunsch nach einer sinnstiftenden Tätigkeit
Seit diesem Aufenthalt trug ich den Wunsch in mir, einmal länger auf dem afrikanischen Kontinent zu leben und zu arbeiten und in fremde Kulturen einzutauchen. Im Laufe meines Lebens arbeitete ich in verschiedenen Unternehmen wie bei Luzern Tourismus oder dem Museum Aargau, wo ich abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Aufgaben wahrnahm. Ich konnte viel bewirken. Doch bei meiner täglichen Arbeit fehlte mir immer wieder die Sinnhaftigkeit. Deshalb entschied ich mich für einen Einsatz in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit. So kann ich beide Wünsche vereinen. Die nächsten drei Jahre engagiere ich mich nun im Bildungsdirektorat in Kavango-West im Norden Namibias für eine bessere Schulbildung.
«Alle Kinder, unabhängig von Ethnie, Geschlecht oder möglichen Beeinträchtigungen, sollen eine solide Schulbildung erhalten.» Anna Hartmann
Gegenseitiges Lernen
Um die Schulbildung in einem Land zu verbessern, sind nicht alleine die Anzahl Lehrpersonen oder die Lehrmethoden ausschlaggebend. Wichtig ist auch der richtige Einsatz der Finanzmittel und Ressourcen. Auf dieses Ziel arbeite ich in meinem Einsatz hin, indem ich mit meinem Management-Fachwissen die Administration im Bildungsdirektorat stärke. Aktuell verschaffe ich mir einen Überblick, wie die Finanz- und Personalprozesse ablaufen und die Zusammenarbeit mit den neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen funktioniert. Sie haben mich herzlich als Teil des 13-köpfigen jungen Finance-Teams aufgenommen. Was ich jetzt schon weiss: Ich werde bestimmt genauso viel lernen von ihnen wie sie von mir.
Mein Kollege Matheus Nelitu im Interview:
In einem ersten Schritt geht es darum, Schwachstellen, Wissenslücken und fehlende Grundlagen zu identifizieren, um sie dann gezielt anzugehen und Prozesse zu professionalisieren. In Trainings und Coachings werde ich mein Fachwissen an die Mitarbeitenden des Bildungsdirektorats, die Schulleiterinnen sowie Schulinspektoren weitergeben und ihnen beratend zur Seite stehen. So geht es beispielsweise darum, dass die Löhne rechtzeitig an die Lehrpersonen ausbezahlt, Personaldossiers korrekt abgelegt oder Standards bei der Schulbuchhaltung geschaffen werden. Ich bin sehr gespannt auf diese neue Aufgabe.
Der Ball liegt bei dir!
«Bildung ist der Schlüssel zu einer gerechten und leistungsfähigen Gesellschaft. Ich bin dankbar, mit meinem Einsatz in Namibia einen Beitrag dazu leisten zu können.» Anna Hartmann
Lust auf mehr?
Jetzt unverbindlich unsere Job-News abonnieren und auf dem Laufenden bleiben über Stellenangebote im Ausland und Spannendes aus den Einsätzen!
Covid-19 erforderte viel Geduld
Der Einsatz in einem völlig neuen Umfeld ist eine einmalige Lebenserfahrung, aber auch eine grosse Herausforderung. Deshalb bin ich froh um die Vorbereitung, die wir neuen Comundo-Fachleute durchliefen. In einem dreiwöchigen Kurs hatten wir Zeit für den gemeinsamen Austausch und lernten viel über interkulturelle Kommunikation sowie heikle Themen wie den Umgang mit Geld, Sicherheit und Korruption.
Mitte Juli wäre ich bereit gewesen für meine Ausreise. Doch dann kam Covid-19 dazwischen. Meine Ausreise wurde auf Ende September verschoben. Namibia war von der Delta-Variante sehr stark betroffen. Die Spitäler waren überfüllt, die Schulen wurden geschlossen und es gab leider auch viele Tote.
Meine Enttäuschung war anfänglich gross. Ich nutzte dann aber die «geschenkten» zwei Monate sinnvoll und wanderte in 29 Tagen auf dem Jakobsweg von Rorschach nach Genf. Nun fühlte ich mich endgültig bereit und am 20. September ging es endlich los von meiner Heimatstadt Luzern Richtung Nkurenkuru, einem kleinen Städtchen im Norden Namibias mit ein paar Einkaufsläden, einer Bank und wenigen lokalen Restaurants.
Etwas vom Glück weitergeben
Wo man geboren wird, ist reiner Zufall und entscheidet oft über unser Leben. Nicht überall auf der Welt ist der Schulbesuch als wichtiger Schlüssel zu Bildung und einem würdevollen Beruf möglich. Armut, Kriminalität, Rassismus, materielle Ungleichheiten, Diskriminierung der Frauen und einfache Lebensverhältnisse habe ich auf meinen Reisen immer wieder gesehen. Es hat mich nachdenklich, oft traurig gemacht, aber auch dankbar für das, was wir in der Schweiz haben. Von diesem Glück kann ich nun etwas weitergeben und zu nachhaltig besseren Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen in Namibia beitragen.
Von Anna Hartmann | 29. November 2021 | Namibia
0 Kommentare
Teilen Sie uns Ihre Meinung mit!