Berufskenntnisse als Weg aus der Armut
Bildung ist in Sambia nicht selbstverständlich. Vor allem nicht für Strassenkinder. An der Youth Academy, einer Berufsschule für benachteiligte Jugendliche, erhalten sie von uns Lehrpersonen das Rüstzeug für den erfolgreichen Start ins Berufsleben und eine eigenständige Zukunft. Von Comundo-Fachperson Carola Karrer-Glanz
Ein eigener Song für die Schulausstellung
Bright ist einer der Jugendlichen unserer Abschlussklasse. Für die Abschlussfeier hat er einen eigenen Song komponiert und ihn gemeinsam mit anderen Jugendlichen performt (siehe Video weiter unten). Darin bringt er seine Dankbarkeit zum Ausdruck für die Chance, dem eigenen Leben eine positive Wende geben zu können. Bright und die anderen Jugendlichen stammen aus prekären Verhältnissen. Einige von ihnen haben mehrere Jahre auf der Strasse gelebt, bevor sie in die Youth Academy gekommen sind.
«Ich bin so stolz auf die Jugendlichen. Es ist toll, was sie in meinem Wirtschaftsunterricht gelernt und wie positiv sie sich entwickelt haben. Ich hoffe sehr, dass ihnen der Berufseinstieg entsprechend gut gelingt!» Carola Karrer-Glanz
Vom Leben auf der Strasse in eine eigenständige Zukunft
Häufig sind es die Kinder/Jugendlichen selbst, die sich für ein Leben auf der Strasse entscheiden, meist als Reaktion auf Gewalt und Missbrauch in der Familie. Die Ursachen dafür sind vielschichtig und reichen von Überforderung, Stress infolge Armut und fehlenden Arbeitsmöglichkeiten bis hin zu eigenen Kindheitserfahrungen der Eltern. An der Youth Academy lernen ehemalige Strassenkinder und Waisen einen respektollen Umgang miteinander und entwickeln Perspektiven für die Zukunft.
«Wir lernten, einander zu verstehen, statt gegeneinander zu kämpfen und uns zu beleidigen». Bright, Schüler der Abschlussklasse
Hinter der Youth Academy steht die Comundo-Partnerorganisation DAPP (Development Aid from People to People in Zambia). Ihr Ziel: Die Jugendlichen sollen nach ihrem Schulabschluss in der Lage sein, sich mit einer eigenen Geschäftsidee im Bereich der Landwirtschaft oder des textilen Arbeitens selbständig zu machen. Denn es fehlt in Sambia an Arbeitsplätzen. Die Mehrheit der Sambier/-innen bestreitet ihren Lebensunterhalt mit eigenen kleinen Geschäften und Dienstleistungen.
Mein Beitrag als Comundo-Fachperson
Im Video zeige ich Ihnen, wie ich konkret mit den Jugendlichen arbeite. Jetzt ansehen!
Als Betriebswirtin trage ich an der Youth Academy zum Aufbau des Wirtschaftsunterrichts bei und bilde die Lehrpersonen entsprechend aus. Da der Schule das Knowhow in diesem Bereich fehlte, hat sich DAPP an Comundo gewandt und einen Antrag für eine Fachperson gestellt. So ist es zu meinem Einsatz gekommen. In meinem Unterricht lernen die Jugendlichen z.B., die Verkaufspreise für ihre Produkte zu kalkulieren, einen Business Plan zu entwickeln und diesen vor potenziellen Investoren zu präsentieren.
Bald beginnt ein neuer Lebensabschnitt
Zurzeit laufen die Vorbereitungen für die Schulausstellung DAPP Fair auf Hochtouren. Dann können die Jugendlichen zeigen, was sie gelernt haben. Charming arbeitet am Projektplan. Gearbeitet wird mit Post-its und Flipchart. Andrew, zuständig für die Kommunikation, designt das Logo und die Plakate. Dux erstellt als Verantwortlicher für das Restaurant mit seinem Team Einkaufslisten.
Die anderen Abschlussklässler entwerfen und produzieren unermüdlich Kleidungsstücke, bauen Gemüse an, feilen an Präsentationen wie Modeschau oder Traktor-Show. Alle tragen ihren Teil zu einer gelungenen Ausstellung bei! Der Erlös aus der Schulausstellung kommt den Jugendlichen als Startkapital zugute, wenn nach Abschluss der Ausbildung im November für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und für uns an der Youth Academy geht es weiter mit einer neuen Abschlussklasse, die auf den möglichst erfolgreichen Berufseinstieg vorbereitet werden will.
Hinweis: Die Namen und Gesichter der Jugendlichen in diesem Beitrag wurden aufgrund unserer Kinderschutzrichtlinien geändert bzw. unkenntlich gemacht. Sie haben sich die Namen selbst ausgesucht.
Von Carola Karrer-Glanz | 26. Mai 2023 | Sambia
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Carola Karrer-Glanz
Betriebswirtin / Handelslehrerin
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Sambia ist nicht nur ein Land, in dem viele Kinder und Jugendliche auf der Strasse leben müssen; auch arbeiten fast dreiviertel aller Erwerbstätigen im informellen Sektor. Mit ihrem Einsatz ermöglicht Carola Karrer-Glanz armutsbetroffenen Jugendlichen und jungen Bauernfamilien bessere Chancen auf den Berufseinstieg, ein regelmässiges Einkommen und weniger Armut.