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27.03.2023

RomeroTage 2023: Wege zu mehr Bodengerechtigkeit

Wie gehen wir mit unserem Boden um und welche Lösungsansätze gibt es für einen gerechteren Zugang zu dem kostbaren Gut? Diesen Fragen ging die Podiumsdiskussion «Bodenlose Ungerechtigkeit» vom letzten Freitag im RomeroHaus Luzern nach. Unsere Gäste machten deutlich: Der Handlungsbedarf beim Schutz der natürlichen Ressourcen ist gross, doch es gibt Hoffnungsschimmer.

Personen v.l.n.r.: Katharina Deuber, Journalistin (Moderation), Julie Zähringer, Jules Rampini-Stadelmann, Corinne Sala, Thomas Niederberger (Zuschaltung aus Peru)

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Die Podiums-Veranstaltung war Programmteil der Romerotage, die alljährlich im Gedenken an Oscar Romero, Erzbischof von El Salvador, durchgeführt werden. Oscar Romero kämpfte unerbittlich für die Benachteiligten und auch seine Ermordung im Jahr 1980 stand in engem Zusammenhang mit einer Bodenrechtsreform in El Salvador. Das Thema der ungerechten Landverteilung ist heute noch mindestens so brisant wie damals.

«Die ungerechte Landverteilung bedroht die Existenzgrundlage von 2.5 Milliarden Kleinbauern und -bäuerinnen weltweit. Boden ist für sie nicht ersetz- oder erneuerbar. Marginalisierte Bevölkerungsgruppen und Frauen leiden darunter am meisten. Sie haben den schlechtesten Zugang zu Boden. Deshalb unterstützt Comundo Kleinbauernfamilien bei der Einführung von umweltfreundlichen Produktionsweisen und stärkt die Rechte von Frauen.»

Corinne Sala, Leiterin Bereich International von Comundo


Wie steht es um die Welt?

Fragen der Bodenverteilung sind eng verknüpft mit Fragen zum Zustand der Welt im Allgemeinen. Aktuell überlagern sich weltweit verschiedenste Krisen, waren sich die Referierenden einig: Ein rasanter Artenverlust, der Klimawandel, kriegerische Auseinandersetzungen, Wasserverschmutzung, Pandemien, verheerende Umweltkatastrophen. Auch wenn die Situation ernst ist, sei es wichtig sich am Guten zu orientieren und an die Transformation zu glauben, die wir benötigen. So werden die Probleme ernst genommen in Politik und Wirtschaft und immer mehr Menschen organisieren sich und setzen Druck auf. 

«Eines der grössten Probleme in Bezug auf den Boden ist für mich der rasante Vormarsch der kommerziellen Landwirtschaft. Diese ist eine wichtige Treiberin für Entwaldung, Artensterben und damit auch den Klimawandel. Doch es gibt auch hier Hoffnungsschimmer. So hat sich die EU letzten Dezember mit der Biodiversitätsstrategie für 2030 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt zum Schutz der Ökosysteme.»

Julie Zähringer, Professorin für Landsysteme und Nachhaltigkeit, Universität Bern


Naturschutz gelingt nur gemeinsam 

Eine entscheidende Voraussetzung, damit der Schutz wichtiger Lebensräume gelingt, sei der enge Einbezug der lokalen Bevölkerung. Naturschutz dürfe nicht auf Kosten der Menschen gehen, sondern müsse im Einklang mit ihren Bedürfnissen umgesetzt werden. Dies gelte genauso für die Biosphäre Entlebuch wie Regionen in Madagaskar.

«Wir haben Vernetzungsprojekte mit Landwirten und Bauernbetrieben aufgebaut. Das war wirklich erfolgreich, es gibt in unserer Region wieder deutlich mehr bedrohte Arten. Aber ganz wichtig: Es hat nur funktioniert, weil wir es mit den Leuten zusammen geplant und ihnen nicht einfach etwas aufgezwungen haben. Sie sahen auch selbst den Nutzen darin.»

Jules Rampini-Stadelmann, Theologe und Landwirt im Kanton Luzern


Betont wurde auch die Bedeutung des Bodens als Allgemeingut. Die Landschaft gehöre allen Menschen, die sich daran erfreuen möchten. Mit dem Besitz von Boden sei auch eine Verantwortung verbunden. Wer Boden besitzt, müsse diesem Sorge tragen. Für indigene Völker ist ihr Land ihre Heimat und ein wichtiger Teil ihrer Kultur und Identität. Diese tiefe Verbundenheit müsse respektiert werden.
 

«In Peru z.B. ist das Land im Kollektivbesitz der Bauernfamilien. Doch die Bodenschätze im Untergrund gehören dem Staat. Somit kann dieser Konzessionen an internationale Konzerne vergeben für den Abbau von Rohstoffen. Eine Regelung, die für Menschen in Bergbauregionen gravierende Folgen hat. Sie verlieren ihre Lebensgrundlagen und werden mit Schwermetallen vergiftet.» 

Thomas Niederberger, Sozialanthropologe und Journalist, Comundo-Fachperson in Peru


Lösungsansätze für die Krise

Um unsere Lebensgrundlagen zu schützen, sei es schliesslich wichtig, auf verschiedenen Ebenen aktiv zu sein. Es brauche Nachhaltigkeitsanstrengungen und Schutzbestimmungen durch die Regierung, etwa auch die Regulierung grosser Konzerne. Und gleichzeitig könne jede und jeder selber etwas dazu beitragen: etwa sein eigenes Konsumverhalten reflektieren oder sich politisch engagieren. Schliesslich leisten auch NGOs wie Comundo wichtige Beiträge, indem sie z.B. die kleinräumige Landwirtschaft im Globalen Süden stärken oder Bauernfamilien helfen, ihre Resilienz gegen den Klimawandel zu stärken.

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